(28.02.2023) Wenn man sich mit Petra Mack unterhält, dann stellt man schnell fest, Langeweile ist für sie schlecht auszuhalten. Die Mutter von drei Kindern und Oma von zwei Enkelkindern ist voller Ideen und Elan und davon zeugt auch ihr Lebenslauf.
„Eigentlich habe ich badische Wurzeln“, sagt sie. Geboren ist sie in Mosbach, wo sie auch bis zum Alter von vier Jahren lebte. Anschließend zog es die Familie nach Stuttgart, wo sie als Kind bei Tante Traudel in den Luise-Römer-Kindergarten ging. Ihre jüngere Schwester wurde dann in der Stiftskirche getauft, viele Jahre später auch ihre beiden Söhne. Zusammen mit ihrer Freundin Ute Ostertag leitete sie drei Jahre lang den Mutter-Kind-Kreis, bis die Tochter in den Kindergarten kam.
Von klein auf spielte der Glaube in Petra Macks Leben eine wichtige Rolle. Mit der katholischen Großmutter ging sie als Kind regelmäßig zur Messe. Später folgten dann Kinderkirche und Konfirmation in der Friedenskirche, die sie in guter Erinnerung hat. Hier durfte sie als Konfirmandin Jesus spielen, der die zehn Aussätzigen heilt. Auch den Religionsunterricht in der Schule fand sie interessant und spannend.
Nach der Konfirmation kamen dann Zweifel an der Existenz Gottes auf, und eine kritische Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben begann. „Bei aller Kritik und allem Zweifel blieb die Sehnsucht danach, Gott zu begegnen, zu erfahren, dass Er lebt und keine Einbildung ist.“ Eine Klassenkameradin lud sie immer wieder zu christlichen Vorträgen und in den Schülerkreis ein und während Besinnungstagen in einem Kloster vertraute sie Gott ihr Leben an. Es folgte das Engagement in Schüler- und Studentenarbeit. „In der SMD lernte ich, Verantwortung für eine Gruppe zu übernehmen, eine Bibelarbeit vorzubereiten und konnte mich in Vielem auch ausprobieren“, erinnert sie sich. Dort lernte sie auch ihren Mann Alfred kennen.
Die Offensive junger Christen, eine christliche Lebensgemeinschaft, die sie regelmäßig in den Semesterferien besuchte, prägte sie stark. „Hier lernte ich, dass Christsein nur glaubwürdig ist, wenn es sich auch im gemeinschaftlichen Leben bewährt“.
Seit dieser Zeit ist die „Stille Zeit“ am Morgen eine feste Gewohnheit. „Ohne diese Zeit, in der ich die Losungen und einen Abschnitt aus der Bibel lese, bete und still vor Gott sein kann, kann ich mir meinen Alltag nicht vorstellen“.
Dass gesellschaftliches Engagement und Christsein nicht voneinander zu trennen sind, zu dieser Überzeugung gelangte sie auch in dieser Zeit. „Die Situation der Länder der „Dritten Welt“ beschäftigte mich als Schülerin sehr, ebenso der Umweltschutz“. Zu ihrer Lektüre gehörten damals der Bericht des „Club of Rome“ und südamerikanische Befreiungstheologen wie Dom Helder Camara und Eduardo Galeano.
So lag es dann auch nahe, dass sie nach dem Studium des Bauingenieurwesens zunächst für ein paar Monate zusammen mit ihrem Mann Alfred nach Brasilien ging, um in einer Kinderkrippe der lutherischen Kirche Brasiliens mitten in einer Favela mitzuarbeiten. Ihr Mann Alfred installierte dort eine Sonnenkollektoranlage zur Erzeugung von warmem Wasser. So war für die ca. 200 Kinder, die die Krippe besuchten, für eine warme Dusche gesorgt. „Man muss Armut gesehen und gerochen haben, um zu verstehen, was Armut ist und was sie mit Menschen macht“. Die Erfahrungen dort haben sie geprägt und nie mehr losgelassen.
Nach der Rückkehr aus Brasilien arbeitete sie bei der Landeswasserversorgung als Ingenieurin für Siedlungswasserbau, bis die Familie Zuwachs bekam. Als ihre Jüngste dann in den Kindergarten kam, wollte sie ihrem zweiten Berufswunsch, der Psychologie, nachgehen. Sie machte ihren Magisterabschluss in Psychologie, Erziehungs- und Rechtswissenschaften. Anschließend arbeitete sie bei einem Bildungsträger in der Erwachsenenbildung und der Berufsvorbereitung und Ausbildung benachteiligter Jugendlicher. „Junge Menschen zu begleiten, ihr Potential zu entdecken und ihnen zu helfen, ein gutes und selbstbestimmtes Leben zu führen, das hat mir immer viel Spaß gemacht“.
Anderen zu helfen und die Welt zu verändern, dafür schlägt ihr Herz. „Dass das gelingt, dazu muss man viel wissen und weiß eigentlich nie genug.“ Deshalb war und ist es ihr wichtig, sich therapeutisch weiterzubilden. Inzwischen ist sie in der Opfer- und Traumaberatung im Seehaus in Leonberg tätig. Die meisten, die dort Beratung suchen, sind Menschen aus den Krisengebieten dieser Welt, die durch ihre Flucht traumatisiert wurden. Dass sie genug Stabilität besitzt, um all das auszuhalten, was diese Menschen ihr erzählen, verdankt sie ihrer badisch-katholischen Großmutter, die ihr die Überzeugung mitgegeben hat, dass es für alles eine Lösung gibt, und dem Bewusstsein, dass Gott auch da noch Veränderung bewirken kann, wo menschliche Möglichkeiten enden.
Einen guten Ausgleich findet sie beim Singen im Projektchor Camerata Vocaleo in Leonberg, an dessen Projekten sie gemeinsam mit ihrem Mann Alfred teilnimmt.
Viel Freude hat sie auch daran, das Evangelium weiterzugeben. Dazu theologisch zu arbeiten, die Schönheit des Wortes Gottes zu entdecken und sich von biblischen Texten immer wieder neu inspirieren zu lassen, gehört zu ihren tiefsten Erfahrungen. Als Prädikantin steht sie ab und zu auf der Kanzel. „Das Geschehen im Gottesdienst ist dicht und etwas ganz Besonderes. Hier kann man die Nähe Gottes in besonderer Weise erleben“.
Für die Stiftsgemeinde ist es Petra Mack wichtig, dass Menschen das Kirchengebäude immer offen vorfinden. Dass sie in der Kirche, im Gottesdienst und im Leben der Gemeinde der Liebe Gottes begegnen. Dass sie die Erfahrung machen, dass Gott redet, ganz persönlich zu jedem und jeder Einzelnen, in die individuelle Situation hinein, tröstend, befreiend und in Bewegung setzend zum Mitmenschen hin.
Was sie glücklich macht? „Dass ich mit Jesus unterwegs sein kann. Immer wieder am Tag suche ich das Gespräch mit Ihm. Ich stelle ihm meine Fragen, sage, was mich freut, wofür ich dankbar bin oder was ich nicht verstehe und was mich zur Verzweiflung bringt. In solchen Momenten Dinge und Menschen plötzlich mit anderen Augen sehen zu können und zu wissen, dass Er alles sieht und mich nicht allein lässt, das ist Glück für mich.“
Und hier noch ein paar Fragen der „anderen Art“:
Lieblingsbuch?
Abgesehen von der Bibel: Henri Nouwen, „Wenn Dein Herz nachhause kommt“
Allgäu oder Mallorca?
Allgäu (da muss man nicht hinfliegen)
Lobpreis oder klassische Kirchenmusik?
Das ist schwer. Ungefähr 50:50.
Mit welcher historischen Person würdest Du gerne einen Kaffee trinken und warum?
Katharina Luther, weil ich sie gerne fragen würde, wie sie das alles geschafft hat und ob sie es je bereut hat, das Kloster verlassen zu haben.
Liebstes Hobby?
Nähen – am liebsten Sachen, die schnell fertig sind.
Lieblingsbibelvers-/stelle
Psalm 126
Bildrechte: Petra Mack